10. August 2020
Unter der Lupe

Palmhof, „Das Kaffeehaus der Musik, des Tanzes und des Lichtes“

von Theresa Eckstein
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Mit der Übernahme des Kaffeehauses nächst dem Westbahnhof auf der Äußeren Mariahilferstraße 135 im Jahr 1919 durch Otto und Karl Pollak stand ein weiteres Konzertcafé im reichen Vergnügungs- und Unterhaltungsleben Wiens zur Verfügung.
 
Das durch die Brüder Pollak neu übernommene Kaffeehaus verfügte über Platz für ca. 350 Personen und über eine Konzession für musikalisch-deklamatorische Vorträge.
 
Durch kluge Marketingstrategien schaffte es Otto Pollak sein Kaffeehaus immer wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. So berichtet die Neue Freie Presse am 10. November 1926: „Kürzlich fand im Cafe Palmhof auf der Mariahilferstraße eine aparte Feier statt. In Anwesenheit der Witwe von Johann Strauß, Adele Strauß, wurde eine von Professor Wilhelm Hejda modellierte und von Josef Meindl in Bronze gegossene Johann Strauß Büste enthüllt. Der Feier wohnten Vertreter der Regierung, der Gemeinde Wien, der Bezirksvertretung, des Verbands der Konzertlokalbesitzer Österreichs, des Präsidiums der Kaffeesiedergenossenschaft, des österreichischen Musikerverbandes, des Kapellmeisterverbandes, der internationalen Artistenorganisation und zahlreiche Schauspieler bei.“
 
Einem weltoffenen, an architektonischer und künstlerischer Moderne interessierten Publikum bot das Palmhof den passenden Rahmen.
 
Das interessante Blatt vom März 1927 schreibt: „das modern eingerichtete Cafe Palmhof gehört zu den schönsten Etablissements Wiens. Die prächtige Aufmachung und der gediegene Komfort des Lokals schaffen den Gästen einen bequemen, heimlichen Aufenthalt, der noch gesteigert wird durch die vollendeten Darbietungen einer künstlerisch hochwertigen Kapelle.“
 

Und trotzdem ließ Otto Pollak seinen Palmhof komplett neu ausstatten um vor allem dem Jazz und dem tanzbegeisterten Publikum einen glanzvollen Rahmen zu bieten.
So berichtet das neue Wiener Tagblatt im August 1930 euphorisch von „einem neuen Vergnügungszentrum im Wiener Westen“. „Das Cafe Palmhof wurde nach den Plänen der Archtitekten Schöppler und Kornfeld aufgrund modernster Prinzipien umgebaut. Sie haben damit ein wahrhaft großstädtisches, Wien zur Zierde gereichendes Unternehmen ins Leben gerufen. Die von Glanz und Licht durchfluteten, prunkvoll ausgestatteten Räume, sind dabei von so intimer Milieuwirkung, dass sie einen behaglichen, echt wienerisch gemütlichen Aufenthalt gewährleisten. So wird der alte gute Ruf des bodenständigen, eingebürgerten Café Palmhof, wo seit jeher alle guten Wiener Geister heimisch waren, neu befestigt werden und es wird umso mehr die Parole der eben einsetzenden Saison bilden, als hier bei den Klängen der ausgezeichneten Kapelle Santinelli, die abwechselnd Wiener Lieder und Jazz-Musik zum Vortrag bringt auf dem herrlichsten Parkett Wiens, dem Tanz gehuldigt werden.“