16. November 2017
Wien und die Welt

Wir fühlen uns geehrt

von Andrea Winklbauer
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Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Ausstellung einen Preis erhält. Nicht in Wien, nicht im Jüdischen Museum Wien, nicht in meinem Leben. Der Hans-und-Lea-Grundig-Preis 2017 für Kunstvermittlung ist für alle Beteiligten etwas ganz und gar Besonderes und wir freuen uns sehr darüber, ja: Wir fühlen uns geehrt.
 
Am 8. Dezember fand die Preisverleihung im Dresdner Albertinum statt. Dort hängt unter anderem Caspar David Friedrichs Gemälde „Das Kreuz im Gebirge“, besser bekannt als Tetschener Altar, eine der meistbewunderten Ikone der Kunstgeschichte, und dann kommen wir mit unserem Projekt „Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938“ und heimsen eine Auszeichnung dafür ein! Sie hätten die Laudatio hören sollen. Sabine Fellner und ich, die Urheberinnen der Ausstellung, schwebten schon halb über unseren Sitzen, als Frau Professorin Ines Weizman uns und allen übrigen ZuhörerInnen erklärte, was wir gemacht hatten. So erhebend waren ihre Worte.
 
Uns war mit dieser Ausstellung wichtig gewesen, den vielen jüdischen Künstlerinnen, die sich mutig und tatkräftig über die zahlreichen Hürden, die Frauen in den Weg gelegt wurden, hinweggesetzt hatten und sich teils sogar sehr erfolgreiche Karrieren aufbauen konnten, nach der Verfolgung und dem Vergessen wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Wo die Werke fehlten, wollten wir auch auf dieses Faktum aufmerksam machen, und wieso dem so ist: Dass Kunstwerke von Frauen generell viel seltener überliefert wurden und Werke jüdischer Künstlerinnen zudem entweder aufgrund ihrer Verfolgung durch die Nationalsozialisten verloren gegangen oder sogar absichtlich vernichtet worden waren. Wir wollten zeigen, was es an sehenswerter Kunst und aufregenden Biografien gegeben hat, und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass jüdische Künstlerinnen ebenfalls Teil von „Wien um 1900“ gewesen waren, auch wenn eine männlich dominierte Kunstgeschichtsschreibung das eigensinniger Weise lange geleugnet hat.
 
Es scheint uns gelungen zu sein. Die Botschaft ist wohl angekommen. Vielen Dank an die Jury der Hans-und-Lea-Grundig-Stiftung für diesen Preis. Die Würdigung bedeutet uns viel!
Titelfoto (c) wulz.cc