26. Dezember 2015
Wien und die Welt

Always take the weather with you...

von Danielle Spera
©
War New York zur Zeit der Eröffnung unserer Ausstellungen Lessing zeigt Lessing und A Good Day von Andrew Mezvinsky Ende September 2015 im Austrian Cultural Forum vom Ausnahmezustand im Zuge des Papstbesuchs und der UNO-Vollversammlung geprägt, so war es jetzt in Washington das Wetter.
 
Mehr als 500 Gäste hatten sich für die Eröffnung unserer Ausstellungen in der Österreichischen Botschaft im Nordwesten der US-Hauptstadt angesagt. Angesichts der Gästeliste dachte ich mir, die lange und intensive Vorbereitungszeit hätte sich gelohnt. Bis, ja bis eine Stunde vor der Eröffnung die ersten Schneeflocken fielen und sich innerhalb von Minuten in dichtes Schneetreiben verwandelten. Zunächst waren der frischgekürte österreichische  Botschafter Wolfgang Waldner, Nationalfonds-Generalsekretärin Hannah Lessing und ich davon überzeugt, dass wir den Abend ausschließlich mit Andrew Mezvinsky, Kulturforum-Direktor Pawlitschek und Helena Hartlauer, die für den Wien Tourismus mit uns in Washington war, verbringen würden. Wir bestaunten die für 500 Gäste vorbereitete Menge an Wein und Käse und freuten uns in kleinem Kreis an der gelungenen Präsentation der Ausstellung. Umso größer war die Überraschung, dass sich dann letztendlich doch mehr als 150 Washingtonians durch den Schnee gekämpft hatten, um mit uns den Abend zu verbringen. Wunderbare Begegnungen mit Kindern und Enkelkindern von aus Wien vertriebenen Jüdinnen und Juden, Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, Diplomaten und Journalisten waren die Folge. Dass meine frühere Kollegin und ORF-Zimmergenossin, die jetzige ORF-Washington-Korrespondentin Hannelore Veit darunter war, bedeutete mir viel.
 
Apropos Begegnungen: Marty Mendelsohn, der Präsident unseres amerikanischen Freundesvereins, hatte für ein kleines, feines Dinner für unser Haus einen anderen Abend gewählt, an dem zwar klirrende Kälte (gefühlte minus 17 Grad Celsius) herrschte, doch die Fahrbahnen blieben trocken. So konnten wir einer weiteren Gruppe von Interessierten die Arbeiten der beiden großartigen Künstler Erich Lessing und Andrew Mezvinsky näher bringen. Doch nicht nur das: Es ist uns gelungen, ein Bild von Österreich aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven zu bieten – aus dem Blickwinkel von Erich Lessing, der als junger jüdischer Bursch aus Wien Richtung Palästina flüchten konnte, der nach 1945 erfahren musste, dass seine Mutter und Großmutter ermordet wurden und der dennoch vom Aufbau eines demokratischen Österreich überzeugt war und auch mithalf, es aufzubauen. Die zweite Perspektive ist jene des jungen US-Künstlers Andrew Mezvinksy, der viele Länder der Welt bereist hat und beschloss, Wien zu seiner Heimatstadt zu machen. Im acfny, dem österreichischen Kulturforum in New York, sind diese beiden Perspektiven von Wien und Österreich in den vergangenen Monaten durchaus gut angekommen. Nach Aussage von acfny-Direktorin Christine Moser, die ich in Washington vermisst habe (sie hat in NY die Nachfolge-Ausstellung eröffnet), waren die beiden Ausstellungen des Jüdischen Museums eine der bestbesuchten seit Jahren. Was wir uns jetzt auch für Washington erhoffen.
:
Danielle Spera, Botschafter Wolfgang Waldner und
Helene Hartlauer (v.l.n.r.) in der Küche der Botschaft
:
Die verschneite österreichische Botschaft in Washington
:
Martin Mendelsohn und Danielle Spera