13. November 2016
Feste Feiern

„Zündet die Lichter in euren Höfen, heiligt und feiert acht Tage Chanukka“

von Sabine Apostolo
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Das Schaudepot des Jüdischen Museums Wien bietet unter zahlreichen Judaika auch eine Fülle an Chanukka-Leuchtern, sogenannten Chanukkiot. Diese Fülle zeugt auch von der Abwesenheit ihrer Besitzerinnen und Besitzer, die heute in vielen Fällen nicht mehr zu eruieren sind.
 
Im Einzelnen erzählt jedoch jede Chanukkia etwas über ihr einstmaliges Dasein, als sie noch nicht Teil der Sammlungen des Jüdischen Museums war. So prangt auf einem Leuchter aus Danzig ein für Österreicherinnen und Österreicher nur allzu bekanntes Emblem: der bekrönte österreichische Doppeladler. Es ist denkbar, dass die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer diese Chanukkia aus ihrer alten Heimat mitgenommen und den Doppeladler als Zeichen der Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat anbrachten.
 
(c) JMW / Weiss
 
Damit schlossen sie sich dem großen Patriotismus der jüdischen Bevölkerung der Habsburgermonarchie an. Die Verschmelzung von staatlicher und religiöser Symbolik ist nichts Ungewöhnliches bei jüdischen Kultgegenständen, doch gerade das Chanukka-Fest bietet Anlass über nationale und religiöse Identität zu reflektieren: Das Fest gedenkt des Aufstandes der Makkabäer 164 v. u. Z., als die Seleukiden Jerusalem einnahmen und den Tempel schändeten. Juda Makkabi gelang es mit seinen Gefolgsleuten den Tempel zurückzuerobern, die Wiedereinweihung des Tempels wurde mit dem Entzünden des siebenarmigen Leuchters, der Menora, begangen. Allerdings war nur mehr eine kleine Menge an reinem Öl vorhanden, das lediglich für einen Tag reichte. Wundersamer Weise reichte das Öl aber acht Tage lang und um daran zu erinnern, wird das Chanukka-Fest acht Tage lang gefeiert. An jedem Tag wird ein weiteres Licht entzündet, daher weist jeder Chanukka-Leuchter acht Ölbrennstellen auf. Häufig findet sich auch eine neunte als Dienerlicht, mit der die übrigen Lichter entzündet werden. Die Aufforderung, „[z]ündet die Lichter in euren Höfen, heiligt und feiert acht Tage Chanukka“ findet sich als Inschrift einer Chanukkia im Museum. 
 
(c) JMW / Sebastian Gansrigler
 
Auf derselben ist das Entzünden der Menora durch den Hohepriester im Tempel abgebildet. In Anlehnung an diesen gibt es auch Menora-förmige Chanukkiot, die allerdings nicht sieben, sondern acht Arme aufweisen bzw. einen neunten als Dienerlicht. In unserem Schaudepot in der Dorotheergasse 11 – Palais Eskeles ist eine solche Chanukkia zu sehen, auf deren Marmorsockel eine Silberplakette mit dem Porträt Theodor Herzls angebracht ist. Dieser Leuchter stammt wie die übrigen hier beschriebenen aus der Sammlung Max Bergers. Berger erwarb Judaika im Andenken an seine Familie, die in der Schoa ermordet wurde. Die Geschichten der Menschen, in deren Besitz die Gegenstände ursprünglich waren, sind oft nicht mehr rekonstruierbar, als Museumsobjekte zeugen diese Dinge heute von zerstörten Lebenswelten. 
 
(c) JMW / Sebastian Gansrigler
 
Insbesondere im zionistischen Ideal wird Chanukka als nationales Fest interpretiert, indem die Aufmerksamkeit vor allem auf den Sieg der Makkabäer gerichtet wird. In der Diaspora wird oft mehr Augenmerk auf das Wunder von Chanukka gerichtet. So gibt es zum Lichterfest, wie Chanukka auch genannt wird, den Brauch des Dreidel-Spielens. An jeder Seite des Dreidels (Kreisels) findet sich ein hebräischer Buchstabe. Diese sind die Anfangsbuchstaben der Worte, die den Satz bilden: „Ein großes Wunder geschah dort.“
 
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Besuchen Sie uns zwischen 25. und 30. Dezember in der Dorotheergasse 11 – Palais Eskeles zum Chanukka-Kerzenzünden! Weitere Informationen finden Sie hier.