Die Herren auf dieser Postkarte halten die Taschlich-Zeremonie ab. Diesen Brauch gibt es seit dem Mittelalter, dabei werden trockene Brotstücke in ein fließendes Wasser geworfen, symbolisch entledigt man sich dabei seiner Sünden. Zwischen dem Neujahrsfest und Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, vergehen zehn Bußtage, an denen man sich seiner religiösen Pflichten erinnern soll. Der Neujahrswunsch „Möge dir im Buch des Lebens eine gute Seite eingeschrieben sein“, bezieht sich auf drei Bücher, die Gott führt. Jenes, in dem die Namen der ganz und gar Guten stehen, jenes, das die Namen der ganz und gar Schlechten enthält, und jenes für uns alle, die sich im letzten Jahr sowohl von ihrer guten als auch ihrer nicht so vorteilhaften Seite gezeigt haben. Wenn wir davon ausgehen, dass niemand nur ganz gut oder nur ganz schlecht ist, macht es tatsächlich Sinn zuzusehen, dass wir bis Jom Kippur kleine oder größere Probleme, Streitereien und Konflikte beigelegt haben, um in dem dritten Buch eingetragen zu sein.