25. Januar 2024
JMW kocht!

#JMWkocht...Tscholent

von Natascha Golan & Domagoj Akrap
© JMW

 

Traditioneller Schabbateintopf – Tscholent: Ein kulinarischer Einblick in die Schabbatruhe


Im Judentum spielt die Schabbatruhe eine zentrale Rolle, die den Ruhetag Gottes nach der Erschaffung der Welt ehrt. Der Schabbat beginnt Freitagabend nach Einbruch der Dämmerung und endet Samstagabend bei Dunkelheit. Es ist eine Zeit des Ruhehaltens, des Rückzugs von der Arbeit und der Besinnung. Das Arbeitsverbot erstreckt sich über körperliche Anstrengung hinaus und untersagt auch Neues zu produzieren. Zudem besteht das Verbot, Feuer zu zünden, was einen bedeutenden Einfluss auf die jüdische Küche hat, wobei die Nutzung bereits entfachter Flammen erlaubt ist.

Ein herausragendes Gericht, das perfekt in diese Rahmenbedingungen passt, und vielerlei Kindheitserinnerungen weckt, ist Tscholent – ein traditioneller Schabbateintopf. Die Zubereitung beginnt bereits am Freitag und setzt sich über die Nacht bis zur Mittagsmahlzeit am Samstag fort. Die Grundbestandteile dieses herzhaften Eintopfs sind Fleisch, Bohnen, Graupen und Kartoffeln. Es gibt viele verschiedene Rezepte für Tscholent, aber die Grundzutaten bleiben in der Regel gleich. Tscholent wird traditionell in einem Backofen oder einem Schongarer zubereitet. Das Gericht wird bei niedriger Temperatur über Nacht gegart, damit das Fleisch zart wird und die Bohnen und Kartoffeln vollständig garen.


Die Ursprünge des Tscholent reichen tief in die jüdische Tradition zurück

Isaak ben Mose aus Wien, auch bekannt als Or Zarua, gilt als einer der bedeutenden Rabbiner des Mittelalters. Er thematisierte das Gericht im Kontext der Schabbatgesetze und diskutierte dabei die Frage, ob es gestattet sei, Tscholent durch nichtjüdische Bedienstete aufzuwärmen. Ein Rezept für Tscholent verrät er nicht, aber erwähnt, dass Eier und Huhn hineinkommen.
Unser Rezept orientiert sich am Tscholent Rezept des Jüdischen Museums Berlin, das eine Ausstellung mit dem Titel „Koscher & Co“ zeigte, die sich mit Essen und Religion auseinandersetzte. Wir lehnen uns bei unserer Version an Or Zaruas Kommentar an und haben Huhn und Eier verwendet.

Zutaten:
- 1 Tasse gemischte getrocknete Bohnen
- 2 gehackte Zwiebeln
- 1 ganze, ungeschälte Zwiebel
- 60 ml Olivenöl oder Pflanzenöl
- Ca. 1,5 kg Huhn
- 2 EL Honig
- 125 g Gerste
- 6 geschälte Kartoffeln
- 2–10 geschälte Knoblauchzehen
- ½ TL Pfeffer
- 2 TL Paprikapulver
- Ca. 1 Pfund Suppenknochen oder Markknochen
- 1 Ei pro Person oder nach Belieben
- 2 TL Salz
- Wasser
 
Zubereitung:
- Einen Tag vor der Zubereitung die Bohnen einweichen.
- Gehackte Zwiebeln in Öl sautieren, Fleisch anbräunen.
- Honig im Schmortopf karamellisieren, dann Bohnen, Gerste, Kartoffeln, und Fleisch hinzufügen.
- Knoblauchzehen um das Fleisch legen, Salz, Pfeffer und Paprikapulver in Wasser auflösen und über die Zutaten gießen.
- Wasser hinzufügen, bis Zutaten bedeckt sind. Knochen, ganze Zwiebel mit Schale und Eier hinzufügen.
- Vor Schabbat zum Kochen bringen, abdecken und 15 Minuten köcheln lassen.
- Im auf 100 Grad Celsius vorgewärmten Ofen über Nacht schmoren lassen oder die Zeit im Schmorgarer programmieren.
- Am Morgen Deckel abnehmen, Wasser überprüfen. Bei Bedarf 2 Stunden weiterkochen, bis die Sauce eindickt.
- Zutaten auf Tellern oder einer großen Platte servieren.
 
Tipp: Für eine vegetarische Version das Fleisch weglassen und stattdessen eine Dose Tomaten hinzufügen. Experimentieren Sie mit verschiedenen Bohnensorten, Gemüse oder Fleischsorten, um Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.