Ceija Stojka. Leben!
Ceija Stojka. Leben!
Mit einer Auswahl von Bildern von Ceija Stojka widmet das Jüdische Museum Wien erstmals eine Ausstellung einer Angehörigen einer österreichischen Volksgruppe, deren Schicksal, Kultur und Tradition bisher zumeist im Verborgenen geblieben sind.
Ceija Stojka wurde am 23. Mai 1933 in einem Gasthaus in Kraubarth in der Steiermark als fünftes von sechs Kindern geboren. Vater und Mutter waren fahrende Rom-Lowara aus dem Burgenland. 1941, im Alter von acht Jahren, wurde sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte und wurde am 15. April 1945 in Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Von ihrer über 200 Personen zählenden Großfamilie überlebten neben ihr nur die Mutter und vier ihrer Geschwister. Nach 1945 nahmen sie ihr ursprüngliches Leben wieder auf, unbeachtet und am Rande der Gesellschaft, in einem Land, wo ihre Volksgruppe von Bevölkerung und Behörden weiterhin diskriminiert wurde. 1988 trat Ceija Stoijka mit ihrem Buch „Wir leben im Verborgenen“ als erste Romni an die österreichische Öffentlichkeit und berichtete über ihr Schicksal, ihr Überleben und den Mord an den österreichischen Roma und Sinti im Holocaust. Damit gab sie den Anstoß für eine Roma-Bewegung, die erstmals ihr Schicksal, aber auch ihre Geschichte und Kultur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. In dieser Zeit begann Ceija Stojka auch das Liedgut der Rom-Lowara zu präsentieren und zu malen. In ihren Bildern verarbeitet sie die auf ihr lastende Vergangenheit, das Leiden und Sterben in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus. Dennoch ist ihre Arbeit nicht nur vom Entsetzen über die Grausamkeit der Menschen und von der Trauer um die Ermordeten geprägt, sondern strahlt auch Kraft und Lebensfreude aus, voller Erinnerungen an das freie Sein auf Wanderschaft, das ungebundene Herumreisen und die Schönheiten der Natur und des Lebens. Es sind Bilder, die eine brutale, traurige, aber auch eine herrliche, wunderbare Welt zeigen, die die Kraft einer Frau atmen, die trotz aller Schicksalsschläge Mut zur eigenen Tradition und zum Leben hat. In den wenigen Jahren ihrer künstlerischen Tätigkeit erschuf die Autodidaktin ein erstaunlich reifes Werk, das sich zunehmend auch der Abstraktion zuwendet und eine tiefe Ursprünglichkeit und Ehrlichkeit aufweist.
Kurator: Gerhard Milchram