Diskussion

Julius Tandler: Sozialpolitik und Eugenik

Museum Dorotheergasse
© Wien Museum/Foto Trude Fleischmann
Julius Tandler (1869-1936) gilt als bedeutendster Sozialpolitiker im Österreich der Zwischenkriegszeit. Als Universitätsprofessor für Anatomie war sein Institut immer wieder das Ziel antisemitischer Attacken. In Wien fungierte er ab 1920 als Amtsführender Stadtrat für das Wohlfahrtswesen. Zu seinen größten Leistungen gehört die Mütter- und Eheberatungsstellen sowie das Säuglingswäschepaket. 1934 wurde dem getauften Juden die Professur aberkannt, woraufhin er Österreich verließ.

Die heutige Sicht auf sein Werk ist geteilt: Seine sozialpolitischen Leistungen gelten nach wie vor als vorbildlich, doch sein zeitweiliges Eintreten für eine Bevölkerungspolitik im Sinne der Eugenik wird heute zu Recht kritisch beurteilt. Sowohl das JMW als auch das Wien Museum und die Wienbibliothek haben in jüngster Zeit ihre Sammlungen mit Teilnachlässen von Tandler erweitert. Beides wird den Tandler-Bestand im Josephinum ergänzen und ein genaueres Studium seines Wirkens ermöglichen.

Unter der Leitung von Herwig Czech (Medizinische Universität Wien) diskutieren die Tandler-Spezialist:innen Katrin Pilz (Ludwig Boltzmann Institute for Digital History) und Peter Schwarz (freier Historiker).

Eine Veranstaltung in memoriam Karl Sablik und im Rahmen der Ausstellung „Who cares? Jüdische Anworten auf Leid und Not“, die noch bis 1. September 2024 im Museum Dorotheergasse zu sehen ist.


Einlass 18:00 Uhr
Eintritt frei