15. Mai 2023
Aktuelles

Herzlichen Glückwunsch Hannah!

von Gabriele Kohlbauer-Fritz
© wulz.cc
Hannah Landsmann bekommt im Herbst im Wiener Rathaus für ihre Verdienste „ein öffentliches Bewusstsein in Bezug auf die jüdische Kultur herzustellen“ den „Leon Zelman- Preis“ verliehen. Das gesamte Museumsteam freut sich für sie und mit ihr über diese hochverdiente Auszeichnung.

Wer morgens, kurz bevor das Jüdische Museum seine Pforten öffnet, durch die Dorotheergasse schlendert, trifft dort, wenn sie/ er Glück hat, auf Hannah Landsmann, die immer zu einem kleinen Gespräch oder auch zu einem philosophischen Gedankenaustausch bereit ist. Fünfundzwanzig Jahre gehört Hannah schon zum Jüdischen Museum. Sie ist eine der tragenden Säulen des Hauses, ja mehr noch. Ich würde sie als unsere Außenministerin bezeichnen. Generationen von Besucher:Innen wurden und werden von ihr geführt und Generationen von Museumsmitarbeiter:Innen sind durch ihre Schule gegangen.

Als sie im Jahr 1998 im Museum anfing, steckte die Museumspädagogik sozusagen noch in den Kinderschuhen. Hannah Landsmann ist eine der Pionier:innen, die die Konzepte der Vermittlungsarbeit entwickelt haben. Stets stehen bei ihr die Geschichten im Vordergrund. Es gelingt ihr, mit nur einzelnen Biografien oder Ereignissen ein weitaus tieferes Verständnis für historische Situationen zu erwecken als dies mit umfassenden Gesamtdarstellungen möglich wäre. Immer wieder wird sie daher auch von verschiedenen musealen Institutionen als Vortragende zu Schulungen und Seminaren eingeladen. Dank ihrer Kreativität, ihres Wissens, ihres unermüdlichen Engangements und ihres Einfühlungsvermögens bringt sie es zu Wege, Vermittlungsangebote für alle Altersklassen und die unterschiedlichsten Menschen zu konzipieren und diese zu begeistern, denn sie begegnet allen ausschließlich auf Augenhöhe. Lehrer:innen aus ganz Österreichs wurden zu Stammgästen, die mit immer wieder neuen Schüler:innen gerne ins Museum kommen. Auch viele Gäste des Jewish Welcome Service, Holcaust-Überlebende und deren Nachkommen wurden und werden von Hannah Landsmann betreut. Zuletzt hat sie sich im Rahmen der Ausstellung „Jugend ohne Heimat. Kindertransporte aus Wien“ intensiv um die „Kindertransport-Kinder“ und deren Kinder und Enkelkinder gekümmert. Ich kenne niemanden, der von ihrer Persönlichkeit nicht beeindruckt ist.

Eine ihrer Eigenschaften, für die ich Hannah Landsmann besonders bewundere, ist ihre natürliche Autorität. Nie werde ich vergessen, als ich einmal ein Gruppe von ziemlich lebhaften Teenagern durch unsere Dauerausstellung führen musste und schon ziemlich verzweifelt war, da es mir nicht gelang, die Gruppe zusammenzuhalten. Da kam Hannah, warf einen Blick in die Runde und begann zu sprechen und sofort hingen die Jugendlichen an ihren Lippen. Das nenne ich Charisma. Sehr gerne mache ich als Kuratorin eine Führung in Doppelconference mit Hannah, denn man kann von ihr einfach immer etwas lernen, gerade auch über Ausstellungen, die man selbst kuratiert hat.  Was Hannah unter vielem anderen auszeichnet, ist ihr unkonventioneller Zugang zur Kulturvermittlung. Sie kann das Pferd bei Bedarf – wenn zum Beispiel zwei Führungen gleichzeitig angemeldet sind, – auch von hinten aufzäumen und es gelingt ihr, Ausstellungen entgegen der Chronologie oder der sonstigen vorgegebenen Erzählung vom Ende zum Anfang zu führen. Hannahs Blick auf die Welt, auf die Menschen und auf unser Museum ist in jeder Hinsicht mehrdimensional und einzigartig – und diesen Blick weitergeben zu können, macht sie in ihrer Arbeit und als Mensch ganz besonders.