18. Dezember 2023
Aktuelles
In memoriam Alfred Stalzer (1953 - 2023)
von Marcus G. Patka
Das Jüdische Museum Wien und die Wien Holding trauern um ihren langjährigen Mitarbeiter Dr. Alfred Stalzer, der am 14. Dezember 2023 im siebzigsten Lebensjahr verstorben ist.
Alfred Stalzer stammte aus einer Meidlinger Handwerkerfamilie, sein Vater war Tischler. Das Studium schloss er 1987 am Institut für Politikwissenschaft mit einer Dissertation über die Integration der KPÖ in das politische System der Zweiten Republik ab. Er hatte es sich selbst verdient, indem er jahrelang im Sommer bei einer Papierfabrik in Schweden sein Geld verdient hatte. Neben Musik, Museen und Theater begeisterte er sich für die Welt der Medien, daher ging er in die Nachrichtenredaktion des ORF und war bei Radio und TV tätig. Bald machte er sich selbständig und gründete seine eigene Medienagentur, die unter anderem für das Freud Museum, die Wien Holding, das Mozart Haus und die Wiener Messe tätig war. Er erlebte und begleitete das Jüdische Museum Wien schon 1993 in seiner Gründungsphase. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Neugestaltung des Wiener Judenplatzes und der Setzung des Mahnmals von Rachel Whiteread im Jahr 2000 auf Anregung von Simon Wiesenthal. Über zwei Jahre begleitete er diesen öffentlichen Diskussionsprozess. Sein Büro musste damals tausende Anfragen bearbeiten, darunter befanden sich mitunter auch Morddrohungen aus dem rechtsradikalen Lager. Über viele Jahre hin leitete Alfred Stalzer umsichtig und mit strategischem Weitblick die Medienarbeit des JMW. Zudem publizierte er unter anderem eine wohlinformierte Broschüre zum Jüdischen Wien. Langjährige Kontakte zu unzähligen Journalist:innen und Politker:innen waren ihm und dem JMW bei diesen Tätigkeiten von Vorteil. Seine Vielseitigkeit brachte ihn dazu, auch selbst als Kurator tätig zu werden. Drei Ausstellungen durfte ich mit ihm im JMW zusammen machen: „Sie werden lachen! Die Welt des Karl Farkas“ (2001), „Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor“ (2013) und „Stars of David. Der Sound des 20. Jahrhunderts“ (2016). Danach musste er aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und sich ins Privatleben zurückziehen. Nunmehr war er als wissenschaftlicher Kurator des Museums in Schloss Rosenau (NÖ) tätig.
Alfred Stalzer hat etliche Familienmitglieder während der NS-Zeit verloren. Sein Leben hat er der Erinnerung an Menschen gewidmet, die ebenfalls verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Selbst war er nie bestrebt, vor eine Kamera zu treten. Stattdessen hat er die dafür geeigneten Persönlichkeiten gefunden. Sein Vorbild hat viele JMW-Mitarbeiter:innen stark geprägt und seine ruhelose Tätigkeit hat das Museum zu dem gemacht, was es heute in der Öffentlichkeit darstellt.
Alfred Stalzer stammte aus einer Meidlinger Handwerkerfamilie, sein Vater war Tischler. Das Studium schloss er 1987 am Institut für Politikwissenschaft mit einer Dissertation über die Integration der KPÖ in das politische System der Zweiten Republik ab. Er hatte es sich selbst verdient, indem er jahrelang im Sommer bei einer Papierfabrik in Schweden sein Geld verdient hatte. Neben Musik, Museen und Theater begeisterte er sich für die Welt der Medien, daher ging er in die Nachrichtenredaktion des ORF und war bei Radio und TV tätig. Bald machte er sich selbständig und gründete seine eigene Medienagentur, die unter anderem für das Freud Museum, die Wien Holding, das Mozart Haus und die Wiener Messe tätig war. Er erlebte und begleitete das Jüdische Museum Wien schon 1993 in seiner Gründungsphase. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Neugestaltung des Wiener Judenplatzes und der Setzung des Mahnmals von Rachel Whiteread im Jahr 2000 auf Anregung von Simon Wiesenthal. Über zwei Jahre begleitete er diesen öffentlichen Diskussionsprozess. Sein Büro musste damals tausende Anfragen bearbeiten, darunter befanden sich mitunter auch Morddrohungen aus dem rechtsradikalen Lager. Über viele Jahre hin leitete Alfred Stalzer umsichtig und mit strategischem Weitblick die Medienarbeit des JMW. Zudem publizierte er unter anderem eine wohlinformierte Broschüre zum Jüdischen Wien. Langjährige Kontakte zu unzähligen Journalist:innen und Politker:innen waren ihm und dem JMW bei diesen Tätigkeiten von Vorteil. Seine Vielseitigkeit brachte ihn dazu, auch selbst als Kurator tätig zu werden. Drei Ausstellungen durfte ich mit ihm im JMW zusammen machen: „Sie werden lachen! Die Welt des Karl Farkas“ (2001), „Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor“ (2013) und „Stars of David. Der Sound des 20. Jahrhunderts“ (2016). Danach musste er aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und sich ins Privatleben zurückziehen. Nunmehr war er als wissenschaftlicher Kurator des Museums in Schloss Rosenau (NÖ) tätig.
Alfred Stalzer hat etliche Familienmitglieder während der NS-Zeit verloren. Sein Leben hat er der Erinnerung an Menschen gewidmet, die ebenfalls verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Selbst war er nie bestrebt, vor eine Kamera zu treten. Stattdessen hat er die dafür geeigneten Persönlichkeiten gefunden. Sein Vorbild hat viele JMW-Mitarbeiter:innen stark geprägt und seine ruhelose Tätigkeit hat das Museum zu dem gemacht, was es heute in der Öffentlichkeit darstellt.