26. Mai 2025
Schweigen ist nicht immer Gold
von Barbara Staudinger
Erschüttert über die Ermordung von zwei Angestellten der israelischen Botschaft in Washington D.C. vor dem Capital Jewish Museum, wo die beiden eine Veranstaltung besucht hatten, sehe ich mich gezwungen, hier einige unangenehme Themen anzusprechen:
Seit dem 7. Oktober 2023 bemühen wir uns nicht nur im Jüdischen Museum Wien, sondern in allen Jüdischen Museen weltweit, unsere Häuser für alle Besucher:innen sicher und offen zu halten: Offen für Diskussionen, offen für Diversität und kritische, auch einander widersprechende Stimmen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass Museen und ganz besonders Jüdische Museen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Erhaltung unserer demokratischen Gesellschaft leisten, dass sie zeigen können, dass gegenseitiger Respekt und die Bereitschaft eine andere Perspektive einzunehmen, eine Grundlage für ein friedliches Zusammenleben ist. Auch, wenn es manchmal schwerfällt, Positionen, die nicht die eigene sind, auszuhalten. In unserem Project Space kann man dies in der Intervention „Kein Platz für Diskussion? Eine Intervention über den Zustand der Welt nach dem 7. Oktober 2023“ lernen, üben oder auch einfach erfahren. Ich hoffe sehr, dass das viele Menschen wollen, denn wenn wir nicht mehr miteinander sprechen können, ist die Tür geöffnet, in der Vorurteile – die wir alle haben, vor denen niemand von uns gefeit ist – zu Hass werden und Worte zu Taten.
Auch das Jüdische Museum Wien ist mit Antisemitismus konfrontiert – sei es in Führungen für Schulklassen, bei denen judenfeindliche Kommentare fallen, oder vermehrt auf Social Media, wo sogar ein Nachruf für die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, einer Zeit ihres Lebens unermüdlichen Kämpferin gegen jeglichen Menschenhass, Hasskommentare nach sich zieht. All jene, die glauben, dass wir dadurch vorsichtiger oder leiser werden, wir uns mehr aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder nicht darüber reden, muss ich enttäuschen: All dies bestärkt uns, dass es wichtig ist, weiter und noch mehr darüber zu sprechen. Daher meine Bitte an alle Lehrer:innen: Bucht unsere Programme – zum Beispiel den Schüler:innenworkshop „Lost in Nahost“, bei dem wir gemeinsam über die Geschichte und Gegenwart des Nahost-Konflikts sprechen, oder unser breites Angebot zu jüdischen Lebenswelten in Wien in Vergangenheit und Gegenwart. Schreiben Sie uns, wenn es in der Klasse bereits zu antisemitischen oder zumindest problematischen Äußerungen gekommen ist und Sie aus diesem Grund ins Jüdische Museum kommen wollen. Wir bereiten uns und Sie auf Ihren Besuch vor und reagieren professionell auf problematische Situationen. Antisemitismus ist ein Problem, aber ein noch größeres Problem ist, darüber zu schweigen. Denn Schweigen ist nicht immer Gold.
Ein Museum alleine kann nicht den Kampf gegen Vorurteile führen, geschweige denn ihn gewinnen. Aber wir können, wollen und müssen beitragen. Wir tun das in der Überzeugung, dass wir, die wir an einem friedlichen Zusammenleben aller, die in unserer Stadt leben, interessiert sind, die Mehrheit sind – auch wenn uns das Weltgeschehen manchmal daran zweifeln lässt. Daher kann ich Ihnen versichern: Das Jüdische Museum Wien bleibt auch weiterhin seiner Mission treu, als Ort der interkulturellen Verständigung zum Erhalt und zur Stärkung der demokratischen Gesellschaft beizutragen. Das gesamte Mission Statement des Museums können Sie hier nachlesen, https://www.jmw.at/ueber_uns/mission_statement, wie wir dies umsetzen, erfahren Sie an unseren beiden Standorten.
Bis bald im Jüdischen Museum Wien!
Barbara Staudinger
Seit dem 7. Oktober 2023 bemühen wir uns nicht nur im Jüdischen Museum Wien, sondern in allen Jüdischen Museen weltweit, unsere Häuser für alle Besucher:innen sicher und offen zu halten: Offen für Diskussionen, offen für Diversität und kritische, auch einander widersprechende Stimmen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass Museen und ganz besonders Jüdische Museen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Erhaltung unserer demokratischen Gesellschaft leisten, dass sie zeigen können, dass gegenseitiger Respekt und die Bereitschaft eine andere Perspektive einzunehmen, eine Grundlage für ein friedliches Zusammenleben ist. Auch, wenn es manchmal schwerfällt, Positionen, die nicht die eigene sind, auszuhalten. In unserem Project Space kann man dies in der Intervention „Kein Platz für Diskussion? Eine Intervention über den Zustand der Welt nach dem 7. Oktober 2023“ lernen, üben oder auch einfach erfahren. Ich hoffe sehr, dass das viele Menschen wollen, denn wenn wir nicht mehr miteinander sprechen können, ist die Tür geöffnet, in der Vorurteile – die wir alle haben, vor denen niemand von uns gefeit ist – zu Hass werden und Worte zu Taten.
Auch das Jüdische Museum Wien ist mit Antisemitismus konfrontiert – sei es in Führungen für Schulklassen, bei denen judenfeindliche Kommentare fallen, oder vermehrt auf Social Media, wo sogar ein Nachruf für die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, einer Zeit ihres Lebens unermüdlichen Kämpferin gegen jeglichen Menschenhass, Hasskommentare nach sich zieht. All jene, die glauben, dass wir dadurch vorsichtiger oder leiser werden, wir uns mehr aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder nicht darüber reden, muss ich enttäuschen: All dies bestärkt uns, dass es wichtig ist, weiter und noch mehr darüber zu sprechen. Daher meine Bitte an alle Lehrer:innen: Bucht unsere Programme – zum Beispiel den Schüler:innenworkshop „Lost in Nahost“, bei dem wir gemeinsam über die Geschichte und Gegenwart des Nahost-Konflikts sprechen, oder unser breites Angebot zu jüdischen Lebenswelten in Wien in Vergangenheit und Gegenwart. Schreiben Sie uns, wenn es in der Klasse bereits zu antisemitischen oder zumindest problematischen Äußerungen gekommen ist und Sie aus diesem Grund ins Jüdische Museum kommen wollen. Wir bereiten uns und Sie auf Ihren Besuch vor und reagieren professionell auf problematische Situationen. Antisemitismus ist ein Problem, aber ein noch größeres Problem ist, darüber zu schweigen. Denn Schweigen ist nicht immer Gold.
Ein Museum alleine kann nicht den Kampf gegen Vorurteile führen, geschweige denn ihn gewinnen. Aber wir können, wollen und müssen beitragen. Wir tun das in der Überzeugung, dass wir, die wir an einem friedlichen Zusammenleben aller, die in unserer Stadt leben, interessiert sind, die Mehrheit sind – auch wenn uns das Weltgeschehen manchmal daran zweifeln lässt. Daher kann ich Ihnen versichern: Das Jüdische Museum Wien bleibt auch weiterhin seiner Mission treu, als Ort der interkulturellen Verständigung zum Erhalt und zur Stärkung der demokratischen Gesellschaft beizutragen. Das gesamte Mission Statement des Museums können Sie hier nachlesen, https://www.jmw.at/ueber_uns/mission_statement, wie wir dies umsetzen, erfahren Sie an unseren beiden Standorten.
Bis bald im Jüdischen Museum Wien!
Barbara Staudinger