Porträt Fanny von Arnstein, Lithographie © JMW
Der erste Auftritt des Weihnachtsbaumes in Wien geschah am 26. Dezember 1814 während des Wiener Kongresses, als Fanny Arnstein wieder einmal eine illustre Kongress-Gesellschaft in das Palais Arnstein am Hohen Markt Nr. 541 einlud. Das politische Potential der Protagonisten veranlasste auch Fürst Metternich, seine Geheimpolizei zu schicken, um Auffälliges zu protokollieren. Und tatsächlich, es gab besondere Vorkommnisse, auch wenn diese weniger im Politischen als im „Ethnographischen“ lagen, denn das Protokoll, das einen Berlinerischen Brauch beschreibt, ist nichts anderes als die erste Dokumentation einer Feier rund um den weihnachtlichen Christbaum in Wien:
Bei Arnstein war vorgestern nach berliner Sitte ein sehr zahlreiches
Weihbaum- oder Christbaumfest. Es waren dort Staatskanzler Hardenberg,
die Staats-Räthe Jordan und Hoffmann (Verfasser der Flugschrift
„Preußen und Sachsen“), Fürst Radziwill, Herr Bartholdi, alle getauften
und beschnittenen Anverwandten des Hauses. Alle gebetenen, eingeladenen
Personen (Herr v. Hammer war dabei) erhielten Geschenke oder Souvenirs
vom Christbaum. Es wurden nach berliner Sitte komische Lieder gesungen;
Frau von Münch sang Lieder vom Kasperle. Es wurde durch alle Zimmer
ein Umgang gehalten mit den zugetheilten vom Weihnachtsbaum abgenommenen
Gegenständen. Fürst Hardenberg amüsirte sich unendlich;
Herr von Humboldt war nicht dabei. . .
(Fournier: Die Geheimpolizei auf dem Wiener Kongress, Vortrag vom 26. Dezember 1814)
Der erste Wiener Weihnachtsbaum und andere Geschichten aus den jüdischen Salons bestimmen die Ausstellung „Arnstein, Todesco, Zuckerkandl. Gastgeberinnen und ihre Salons zwischen Kunst und Politik“, die das Jüdische Museum Wien ab Frühjahr 2018 zeigt.
Titelbild © Wien Museum