Vogelperspektive von Kein Platz für Diskussion?
21. Mai 2025
Hinter den Kulissen
Kein Platz für Diskussion? Ein “Soft Opening”
von Caitlin Gura & solo ohne - Studio für Gestaltung
Am Abend des 13. Mai 2025 feierte das Jüdische Museum Wien die Eröffnung seiner neuesten Intervention Kein Platz für Diskussion? Eine Intervention zum Zustand der Welt seit dem 7. Oktober 2023. Statt eines großen Eröffnungsprogrammes mit Musik und vielen Reden entschied sich das Museum für ein „Soft Opening“ für diejenigen, die maßgeblich an der Entstehung dieser Ausstellung beteiligt waren. Eine kleine, intime Zusammenkunft war angesichts des herausfordernden Themas genau das richtige Format und spiegelte auch den Geist der kleinen Ausstellung wider: genug Platz zu haben, um die Ausstellung sorgfältig zu lesen, anzusehen und sich in bedeutungsvolle Gespräche miteinander zu vertiefen.
Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 und dem andauernden Krieg im Gazastreifen hat der Druck, sich für eine Seite zu positionieren, Familien, Freunde und Gemeinschaften polarisiert und gespalten, und Diskussionen praktisch unmöglich gemacht. Wie können wir diese Gräben in einer Zeit des zunehmenden Antisemitismus, Rassismus und Hass gegen Muslime überwinden? Wie können wir wieder Raum für informierte, differenzierte, und zivile Gespräche schaffen? Diese Fragen, unter anderem, bilden den Kern der Intervention Kein Platz für Diskussion?

© Caitlin Gura, Jüdisches Museum Wien
Ansicht der Intervention Kein Platz für Diskussion?
Der Ausgangspunkt dieses Projekts war ein Vorfall im Hyde Park in London am 27. April 2024, wo das Holocaust-Mahnmal als vorbeugende Maßnahme gegen Vandalismus während einer pro-palästinensischen Demonstration abgedeckt wurde. Obwohl das Absperren von Denkmälern während großer Veranstaltungen eine Standardprozedur für die Royal Parks-Behörden ist, war das Holocaust-Mahnmal das einzige, das verhüllt wurde. Diese Entscheidung stieß auf viel Gegenreaktion von Politikern, jüdischen Gemeinschaften und Holocaust-Organisationen.
Dieser Vorfall veranlasste mich, Menschen die in Wien leben, und diejenigen, die in europäischen jüdischen Museen arbeiten und täglich mit diesem Thema konfrontiert sind, sowohl persönlich als auch beruflich zu fragen, ob sie das Gefühl haben, etwas zu verhüllen, offenlegen oder eine Mischung aus beidem tun zu müssen. Die Antworten, die ich erhielte, bildeten im Wesentlichen diese Ausstellung. Sie spiegeln ein breites Spektrum an Ansichten und Meinungen wider und kommen von einer Vielzahl von Stimmen: jüdisch, muslimisch – sowohl religiös als auch säkular – öffentliche Institutionen, Organisationen und Privatpersonen. Die Antworten bieten den Besucher:innen die Möglichkeit, die Perspektiven von jeder Person und Organisation zu lesen und zu verstehen. Als Kuratorin dieser Mini-Ausstellung stellte ich fest, dass wir alle wieder lernen müssen einander zuzuhören, insbesondere jemandem mit einer anderen Meinung zu unserer eigenen. Zugegeben, das ist leichter gesagt als getan, aber wir müssen alle irgendwo anfangen und unser Bestes versuchen.

© Caitlin Gura, Jüdisches Museum Wien
Ein Besucher interagiert mit Lament, einer Kunstinstallation von Inbal Volpo und Osama Zatar von OneState Embassy
Zum Ausstellungsdesign von solo ohne - Studio für Gestaltung:
Die graphische und architektonische Ausstellungsgestaltung versucht die kuratorische Idee visuell und räumlich aufzugreifen und zu unterstützen. Die Holzstrukturen bilden die Rahmenbedingungen für das Ausstellungsprojekt sowie die einzelnen Beiträge. Um das zentrale Objekt angeordnet, schaffen diese Erzählrahmen zusätzliche inhaltliche und kontextuelle Ebenen, die beim Betrachten des Mahnmahl-Faksimiles immer mitgesehen werden.
Die mobilen Holzrahmen strukturieren den Ausstellungsraum und führen die Besucher:innen durch die Antworten der Teilnehmer:innen. Die leicht durchsichtigen Texttafeln lassen, je nach Lichteinfall, die Hintergründe durchschimmern und erzeugen ein Gefühl von Transparenz und Durchlässigkeit. Die verwendete Schrift ist sowohl mit als auch gegen den Lesefluss in unterschiedlichen Winkeln geneigt und illustriert damit die Komplexität, die Mehrdeutigkeit sowie die verschiedenen Lesarten der Ausstellung. Orange Texttafeln fungieren als ergänzende Erklärungen.
Planen, abgedeckte Objekte, unbehandeltes Holz und Sandsäcke greifen Elemente von Baustellen auf und verdeutlichen so, dass die inhaltliche Auseinandersetzung ein ständiger und anhaltender Arbeitsprozess ist.

© Peter Wildgruber, Jüdisches Museum Wien
(von links nach rechts): Stezi Koch (solo ohne), Caitlin Gura (JMW), Sebastian Hierner (solo ohne)
Die Teilnehmer:innen verwandelten das Museum in einen Raum für Dialog über eines der herausforderndsten Themen unserer Zeit. Für ihre Offenheit, Ehrlichkeit und Bereitschaft zur Teilnahme möchte ich persönlich danken:
- Doron Rabinovici
- Mitchell Ash
- Anne Pritchard-Smith
- Litzi Yona
- Inbal Volpo & Osama Zatar von OneState Embassy Künstlerkollektiv
- Emile Shrijver vom Jüdischen Museum Amsterdam
- Barbara Cuglietta, Bruno Benvindo und Ariane Defrain vom Jüdischen Museum Belgien
- Dennis Pazashvili vom Jüdischen Museum Wien
- Rusen Timur Aksak
- Die Jüdische Studentenunion Österreichs, vertreten durch Alon Ishay, Manuli Turkof, Jennifer Leviev & Adrian Jonas Haim
- Diejenigen, die anonym bleiben wollen
Ich möchte auch die folgenden Personen für ihre Beiträge anerkennen:
- Lukas Spreitzer: Faksimile des Holocaust-Mahnmals im Hyde Park
- KB Metall Technik GmbH: Produktion der Sicherheitstür, die für die Antwort von der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen ausgestellt ist.
- Plan B Crew GmbH & Large Format von e.h. montagen: architektonische Produktion und Druck
- All jene, mit denen ich unzählige ehrliche Gespräche geführt habe, während ich dieses Projekt vorbereitete – Ihr freundliches Feedback wurde sehr geschätzt!
An die Besucher:innen dieser kleinen Ausstellung: Ich bitte Sie, sich Zeit zu nehmen, nachzudenken, zuzuhören, eine Pause zu machen – bevor Sie miteinander diskutieren. So können wir vielleicht gemeinsam die Gräben überwinden.
Bis 14. September 2025 kann die Intervention "Kein Platz für diskussion" im Museum Dorotheergasse besucht werden.
- Doron Rabinovici
- Mitchell Ash
- Anne Pritchard-Smith
- Litzi Yona
- Inbal Volpo & Osama Zatar von OneState Embassy Künstlerkollektiv
- Emile Shrijver vom Jüdischen Museum Amsterdam
- Barbara Cuglietta, Bruno Benvindo und Ariane Defrain vom Jüdischen Museum Belgien
- Dennis Pazashvili vom Jüdischen Museum Wien
- Rusen Timur Aksak
- Die Jüdische Studentenunion Österreichs, vertreten durch Alon Ishay, Manuli Turkof, Jennifer Leviev & Adrian Jonas Haim
- Diejenigen, die anonym bleiben wollen
Ich möchte auch die folgenden Personen für ihre Beiträge anerkennen:
- Lukas Spreitzer: Faksimile des Holocaust-Mahnmals im Hyde Park
- KB Metall Technik GmbH: Produktion der Sicherheitstür, die für die Antwort von der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen ausgestellt ist.
- Plan B Crew GmbH & Large Format von e.h. montagen: architektonische Produktion und Druck
- All jene, mit denen ich unzählige ehrliche Gespräche geführt habe, während ich dieses Projekt vorbereitete – Ihr freundliches Feedback wurde sehr geschätzt!
An die Besucher:innen dieser kleinen Ausstellung: Ich bitte Sie, sich Zeit zu nehmen, nachzudenken, zuzuhören, eine Pause zu machen – bevor Sie miteinander diskutieren. So können wir vielleicht gemeinsam die Gräben überwinden.
Bis 14. September 2025 kann die Intervention "Kein Platz für diskussion" im Museum Dorotheergasse besucht werden.

© Alicia Meier, Jüdisches Museum Wien

© Alicia Meier, Jüdisches Museum Wien
Besucher:innen schauen sich die Intervention an.

© Alicia Meier, Jüdisches Museum Wien
Vogelperspektive vom „Soft Opening“

© Alicia Meier, Jüdisches Museum Wien
Direktorin Barbara Staudinger und Kuratorin Caitlin Gura