Wir feiern dieses Jahr 130 Jahre Jüdisches Museum in Wien. 1895 eröffnete hier nach zweijähriger Gründungsphase das erste Jüdische Museum weltweit. Untergebracht war es zunächst in der Rathausstraße 13 Ecke Grillparzerstraße, danach wechselte es mehrmals den Standort, bevor es ab 1913 in der Malzgasse 16 im 2. Bezirk im Gebäude der Talmud-Thora Schule untergebracht war. Gegründet wurde es von einer Gruppe jüdischer Privatpersonen, die in einer Zeit, in der Museen als Orte gesellschaftlicher Repräsentation in Mode kamen, die jüdische Geschichte in die Wiener Geschichte einschreiben wollten, um so nicht zuletzt, auch den immer radikaler werdenden Antisemitismus zu bekämpfen.
30. September 2025
Kolumne aus der Direktion
Worte zum Jubiläum: 130 Jahre Jüdisches Museum Wien
von Barbara Staudinger

Nachdem ein großer Teil der Sammlungsobjekte nach 1945 der Israelitischen Kultusgemeinde restituiert worden war, dauerte es noch Jahrzehnte bis zur Wiederbegründung des Jüdischen Museums.
1988 waren es schließlich keine Privatpersonen, sondern die Stadt Wien, die sich im Kontext der Waldheim-Affäre in der Pflicht sah, das Jüdische Museum wiederzubegründen. Seitdem ist es das Jüdische Museum der Stadt Wien.
1988 waren es schließlich keine Privatpersonen, sondern die Stadt Wien, die sich im Kontext der Waldheim-Affäre in der Pflicht sah, das Jüdische Museum wiederzubegründen. Seitdem ist es das Jüdische Museum der Stadt Wien.
Die Sammlung des Jüdischen Museums umfasst heute mehr als 30.000 Objekte. Sie ist grob eingeteilt in: 1. die „Sammlung IKG“, die aus den Judaica-Objekten aus den zerstörten Wiener und österreichischen Synagogen, aber auch aus Objekten von jüdischen Vereinen sowie aus den erhaltenen Objekten aus dem ersten Jüdischen Museum besteht. 2. die Sammlung Max Berger. 3. und 4. die Sammlungen Stern und Schlaff, sowie 5. die seit der Museumsneugründung erfolgten Ankäufe, Schenkungen und Nachlässe Wiener Jüdinnen und Juden.
Diese Sammlung nicht nur zu erhalten und zu bewahren, sondern auch damit zu forschen, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Geschichten der Objekte zu erzählen und darüber hinaus auch weiterzusammeln, dazu ist das Jüdische Museum verpflichtet.

Und ganz zuletzt: Ich weiß, dass es keine leichten Zeiten sind – für uns alle nicht. Der Krieg in Gaza, das Leid der Geiseln, der ansteigende Antisemitismus beschäftigen und erschüttern uns alle. Weil wir aber auch alle wissen, dass die Zeiten nicht besser werden, wenn wir uns die letzten schönen Momente versagen, denke ich, dass es ganz besonders wichtig ist, diese schönen Momente auch zu genießen. Ein Museum wird nur einmal 130 Jahre alt, das nächste Mal feiern wir dann in 20 Jahren.




