Ein Brief vom 10. April 1940 offenbart, wie die Beziehung zwischen Hedy Lamarr und ihrem berüchtigten Ex-Ehemann Fritz Mandl verlief, nachdem sie ihn 1937 verlassen hat, um eine Schauspielkarriere in Hollywood zu verwirklichen. Dieses Objekt dient als Beweis für das oft angespannt beschriebene Verhältnis zwischen ihnen. Im Brief beschwerte sie sich über die ungewollten Kontaktversuche von Seiten Fritz Mandl, der auch wegen des „Anschlusses“ 1938 fliehen musste: „Fritz hat mich wieder angerufen und will mich unbedingt nach S[üd] Amerika mitnehmen, ein völliger Narr – Daraufhin habe ich gleich meine Telefonnummer geändert. Er wollte mich nämlich bevor er wegfährt extra anrufen – und auf einen Tag herfliegen um alles mit mir zu besprechen – unerhört.“ Ihre Mutter Gertrud hingegen korrespondierte wohl gern weiter mit Fritz Mandl, wie erhaltene Briefe von ihm adressiert an sie im Nachlass nahelegen.
Obwohl Hedy Lamarr in den anderen Briefen meistens einen positiven Ton anschlägt, kann man vor allem anhand der Verwendung des Wiener Dialekts eine Spur Heimweh lesen – eine Sehnsucht nach dem Altvertrauten. In einem Brief, datiert mit 4. November 1938, war es überraschend folgende Worte zu lesen: „Servus, Alte – Deine Hedl“. Dieser umgangssprachliche Ausdruck erinnert mich eher an die Wiener Jugendsprache von heute. Ob Hedy Lamarr das „Alte“ auch als „Oide“ ausgesprochen hätte? Außerdem wirft es die Frage auf, ob sich ihre Mutter über diesen „Kosenamen“ wirklich gefreut hat? Einen noch bekannteren Wiener Ausdruck – aus der Geschichte des lieben Augustins stammend – schrieb Hedy Lamarr am 14. April 1940: „A Weana geht net unter!“
Zehn Jahre nach Kriegsende reiste sie für das erste und letzte Mal nach ihrer Flucht 1937 vor Fritz Mandl nach Wien. Sie besuchte die wichtigen Standorte ihrer Kindheit sowie die Wiener Sehenswürdigkeiten (mehr dazu können Sie im Blogbeitrag „Zinshaus, Villa und Palais – Eine Tour zu Hedy Lamarrs Wiener Lebensorten“ von Andrea Winklbauer lesen). Nach ihrem Tod im Jänner 2000 wurde sie eingeäschert; ihre Asche wurden nach Wien gebracht: ein Teil wurde von ihren Kindern Denise und Anthony Loder im Wald nahe „Am Himmel“ im Wiener 19. Gemeindebezirk verstreut und der andere Teil in einem Ehrengrab im Zentralfriedhof bestattet. Mit dem Erwerb ihres Nachlasses wird ihre Rückkehr nach Wien vollendet und ihr Legacy wird im Jüdischen Museum Wien weitererzählt.